Wer David Safier nur von seinen humorvollen Büchern kennt, wird in Solange wir leben davon überzeugt, dass er auch anders kann: Seine Familiengeschichte verbindet die halbe Welt – von der Rotensterngasse in Wien angefangen – miteinander. Auch, wenn sie ihren Ausgang an einem Ort und in einer Zeit nimmt, in der Menschen kaum entfernter voneinander hätten sein können.
Safiers Vater flieht als Kind vor dem Holocaust; lässt in der Rotensterngasse alles zurück bis auf die Erinnerungen. Geprägt von einer Zeit äußerster Brutalität, des Hasses und der Wut schließt er sich in Palästina der Armee an; setzt sich noch mehr Grauen aus. So lange, bis er endlich versteht, wie wenig er mit all dem Leben kann. Er heiratet. Doch zwischen ihm und seiner Frau liegt eine Mauer aus unausgesprochenen Erlebnissen, die beide nicht überwinden können. Der Krieg. Die Internierung. Die Gräueltaten der Nazis und die Ständigen Begleiter Tod und Trauer. Er will alles hinter sich lassen und fährt zur See.
Das Schicksal will es, dass er in Deutschland auf die Frau trifft, die später einmal David Safiers Mutter werden wird. In Deutschland. Jenes Deutschland, in dem nach dem Krieg der Hass nicht versiegt sondern meist unter der Oberfläche weiter brodelt. In diesem Land bauen sich die beiden etwas auf; ein Kartenhaus nach dem anderen.
Das Buch ist ausgesprochen einfühlsam geschrieben, liest sich dabei aber sehr flüssig und (entgegen der eigentlich nicht besonders positiven Grundstimmung) leicht weg. Sehr empfehlenswert für alle, die gute Familiengeschichten schätzen und dabei mehr Wert auf Authentizität als auf Plot legen. Und natürlich für alle, die in der Rotensterngasse wohnen. Oder dort regelmäßig eine gewisse Buchhandlung besuchen.
Angaben
David Safier
Solange wir leben
Kindler / 454 Seiten
€ 24,70 (Gebunden)
ISBN 9783463000305
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