Noch im Frühjahr war “Österreichs größter Krimiautor” Günther Zäuner (an seine zwei Meter ist keiner herangekommen!) im Literaturbuffet zu Gast. Gesundheitlich ging es ihm gar nicht gut. Er, der kein Mann des Jammerns war, spielte die Schmerzen im Bein, die ihn auch nach einem Spitalsaufenthalt quälten, souverän herunter. Mehr ärgerte er sich darüber, dass sein neuestes Buch “Besetztes halbseidenes Wien” am Tag der lang geplanten Veranstaltung noch nicht ausgeliefert war. Was aber allen auffiel, die ihn kannten: Vor und nach der Lesung aus dem Manuskript seines neuen Romans verzichtete er auf den obligaten Griff zur Zigarette.
Günther Zäuner ist im Alter von nur 66 Jahren von uns gegangen. Ihn alleine auf seine Kriminalromane, Kurzgeschichten und Sachbücher zum Thema Kriminalität zu reduzieren, wird seinen Talenten und sonstigen Aktivitäten nicht gerecht.
Er hat nie ein großes Aufheben darum gemacht, dass er seine berufliche Laufbahn als Lehrer begann. Wenn man in Bücher wie “Barockes halbseidenes Wien” hineinblättert, kann man es erahnen – ja, er hat Latein unterrichtet. Und Musik. In den 80er Jahren versuchte er sich – erfolgreich – als Kabarettist. Seine Studien der Geschichte und Zeitgeschichte kamen ihm zu Gute, als er sich dem Journalismus zuwandte. Er hatte ein sicheres Händchen für Geschichten, die vielen Kolleginnen und Kollegen zu heiß waren. Erraten – es war der Schritt in die Halb- und Unterwelt, das Ausrecherchieren eines Paralleluniversums, von dessen Existenz alle wussten, dem aber niemand näher treten wollte.
Günther Zäuner schaffte es mit seiner direkten Art, auf beiden Seiten der Trennlinie zwischen Legalität und Illegalität als fairer und vor allem verschwiegener Ansprechpartner anerkannt zu werden. In den Romanen rund um sein Alter Ego Kokoschansky, den meistens furchtlosen Kriminalreporter, lüftet er das eine oder andere Berufsgeheimnis. Aber dennoch: Diskretion oblige.
Mit einem eigenen Youtube-Kanal, einem Blog und viel Mundpropaganda hat Günther Zäuner die österreichische Krimiszene bekannt gemacht.
In seinen eigenen Werken ist er nicht davor zurückgescheut, auch sehr heiße Eisen anzupacken – von korrupten Politikern über identitäre Ausländerfeinde bis zu neo-osmanischen Rockerbanden. Stolz war er übrigens darauf, dass sein Roman über den türkischen Paragraphen 301 (bitte nachlesen, was das ist!) im Lande Erdogans verboten ist.
Günther Zäuner ist viel zu früh von uns gegangen. Er hatte noch so viele Themen im Kopf, die er ganz dringend in Geschichtenform bringen wollte. Er wird uns fehlen.
Möge ihm die Erde leicht sein.