Krimi und Thriller

Feuerjagd

Eine finstere Geschichte aus den idyllischen grünen Bergen Westirlands

Tana Frenchs Roman „The Hunter“ (Deutsch: „Feuerjagd“), die Fortsetzung ihres 2020 erschienenen Werks „The Searcher“, knüpft an die Erzählung um den ehemaligen Chicagoer Polizisten Cal Hooper an, der sich in das ländliche Irland, den fiktiven Ort Ardnakelty, zurückgezogen hat.

Cal, der ursprünglich nach Ruhe und Frieden suchte, findet sich erneut in einem Netz aus moralischen Dilemmata und komplexen Beziehungen wieder. Trey, die Schwester des im ersten Band verschwundenen Brendan, ist inzwischen 15 Jahre alt und hat unter Cals Anleitung erstaunliche handwerkliche Fähigkeiten in der Schreinerei entwickelt. Geprägt durch das Schicksal ihres Bruders, meidet sie den Kontakt mit den Dorfbewohnern. Ihre Defizite im Umgang mit Menschen sind kein Hindernis dafür, dass sich zwischen Cal und Trey eine Art subtile Vater-Tochter-Bindung entwickelt. Diese sehr fragile Beziehung wird durch die Rückkehr von Johnny Reddy, dem seit Jahren abwesenden Vater von Trey, verkompliziert. . Johnny ist der klassische schlitzohrige Tunichtgut, ausgestattet mit einer großen Klappe, einem durchaus verführerischen Charme und völliger Skrupellosigkeit bei der Ausnützung seiner Mitmenschen. Auch wenn ihm die Menschen von Ardnakelty nicht über den Weg trauen („Wenn er eine meiner Gabeln benutzen würde, müsste ich hinterher nachzählen ob noch alle Zinken dran sind“), bringt der bunte Hund willkommene Abwechslung ins eingefahrene ländliche Leben.

Spannungen

French ist bekannt für ihre Fähigkeit, durch subtile Details und scharfe Dialoge eine spannungsgeladene Atmosphäre zu schaffen. Die Handlung von „The Hunter“ entfaltet sich durch vielschichtige Gespräche und feine Beobachtungen, die das wahre Gesicht der Dorfbewohner und ihre verborgenen Motive enthüllen. Die Dialoge zwischen Cal und den Einheimischen, insbesondere dem listigen Mart Lavin, sind reich an Subtext und spiegeln die tief verwurzelten Loyalitäten und Konflikte wider.

Ein zentrales Motiv des Romans ist die Suche nach einem vermeintlichen Goldschatz, die von Johnny und einem wohlhabenden Engländer namens Cillian Rushborough angeführt wird. Diese Schatzsuche, eine Metapher für Gier und Illusion, bringt die versteckten Spannungen im Dorf zum Vorschein. French verwendet hier geschickt Elemente der Wild-West-Literatur, die schon „The Searcher“ geprägt haben und zeigt, wie der Mythos von Gold und Reichtum die Menschen verzaubert und verführt.

Cal Hooper, der immer noch als „der Amerikaner“ wahrgenommen wird, muss sich mit seiner Rolle als Außenseiter und Beschützer auseinandersetzen. Seine Beziehung zu Trey, die gegen traditionelle Geschlechterrollen rebelliert, steht im Mittelpunkt seiner moralischen Entscheidungen. Die Dorfgemeinschaft mit ihren unausgesprochenen Regeln und ihrem kollektiven Gedächtnis bildet den Hintergrund für Cals innere Konflikte und die Fragen von Recht und Gerechtigkeit.

Frenchs Schreibstil zeichnet sich durch eine langsame, aber intensive Entwicklung der Handlung aus. Die sorgfältige Schichtung von Dialogen und Beschreibungen schafft eine dichte und fesselnde Erzählwelt. Die Struktur des Romans, die stark auf Gesprächen basiert, bricht mit konventionellen Erzählregeln und zeigt Frenchs Meisterschaft im Umgang mit Spannung und Charakterzeichnung.

Fazit

„The Hunter“ ist ein vielschichtiger Roman, der durch seine tiefe Charakterzeichnung, die subtile Spannung und die komplexe moralische Landschaft besticht. French gelingt es, die Leser in eine Welt zu entführen, die weit über den traditionellen Kriminalroman hinausgeht. Hätte Tana French nicht schon so viele brillante Krimis geschrieben und sich damit einen unverwechselbaren Ruf erworben – sie wäre jedes „normalen“ Literaturpreises würdig!


Tana French
Feuerjagd
Fischer Verlag / 528 Seiten
€ 25.70 (Gebunden)
ISBN 9783949465109

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