Seit 8. 10. 2020 gibt es im Volkert/Alliiertenviertel einen Else Feldmann-Park (zwischen Marinelligasse und Am Tabor). Else Feldmann, geboren 1884 in Wien, von den Nazis 1942 in Sobibor ermordet, war eine der ganz Großen der Sozialreportage. Sie war aber auch eine sensible Erzählerin, die sich vor allem mit dem schweren Leben der Frauen in der untergehenden k&k Monarchie und den turbulenten Jahren der Ersten Republik beschäftigte.
Ein zweites Herzensthema Feldmanns war das Leben der Kinder in dieser harten, von Entbehrungen und den psychischen Zerrüttungen des Völkergemetzels geprägten Jahren. Der Erste Weltkrieg führte zum Entstehen internationaler Antikriegsbewegungen – eine davon, die 1919 in Frankreich von Romain Rolland und Henri Barbusse initiierte „Clarté“, bekam 1922 einen österreichischen Zweig. Zu den Gründer:innen gehörten unter anderem Else Feldmann, Otto Neurath und Alfred Adler …
In der Wiener Edition Atelier erschien eine repräsentative Auswahl aus den Reportagen im „Neuen Wiener Journal“ (November 1918) und der „Arbeiter-Zeitung“, „ihrer” Zeitung bis zu deren Verbot 1934. „Flüchtiges Glück“ heißt dieser liebevoll gestaltete Band. Im gleichen Verlag erschien die „Travestie der Liebe“, eine Sammlung von Erzählungen. Die Menschen, die Else Feldmann beschreibt, sind Zeitgenoss:innen.
Die armen Frauen, die in Zeiten einer Hyperinflation versuchen, auf den Märkten Lebensmittel zu ergattern, sind uns heute ganz, ganz nah. Die Angst, ob man sich die Wohnung leisten kann; die Sorgen, wie man Kinder in die Schule schicken kann, ohne dass sie sich wegen ihrer Bedürftigkeit schämen müssen. Das sind Erzählungen über uns, über die arbeitenden und arbeitslosen Menschen.
Am Freitag, 9. September 2022, 17.00 Uhr, veranstaltet der Verein der Freunde der Leopoldstadt eine Else Feldmann-Lesung im gleichnamigen Park. Hannah Hohloch und Karl Vybiral lesen aus den Werken der leider viel zu lange vergessenen Autorin.
ℹ Und für alle, die es nicht schaffen, hat der Bücherschmaus einen tollen Artikel über Else Feldmann geschrieben!
🌧 Bei Schlechtwetter gewährt uns die Evangelische Pfarre Am Tabor Unterschlupf.