Stephen King ist der unantastbare Meister übersinnlichen Horrors – doch bei »Holly« handelt es sich um einen Thriller ganz ohne Monster. Oder jedenfalls ohne nicht-menschliche Monster, denn ohne unmenschliche kommt er dann doch nicht aus.
Dass Holly Gibney schon in mehreren King-Büchern Auftritte hatte und auch »Holly« nicht der erste Roman mit ihr im Scheinwerferlicht ist, soll Interessierte nicht stören: King ist nicht gerade dafür bekannt, mit Hintergrundgeschichten hinter dem Berg zu halten. Er plaudert so mühelos über sie wie über alle anderen Charaktere: Die beinahe 100jährige Dichterin, die eine junge Nachwuchspoetin unter ihre Fittiche nimmt, die verzweifelte Mutter, deren Tochter spurlos verschwunden ist, das alternde Akademiker-Ehepaar… Und natürlich … ach. Lassen wir das.
Zu allem Überfluss zersetzen Donald Trump und Corona die amerikanische Gesellschaft immer weiter, lassen gegenseitigen Hass und Unverständnis aufblühen, als gäbe es kein Morgen. Oft wörtlich. Kings Meinung zu diesen beiden Themen ist übrigens bestens dokumentiert – und auch in »Holly« lässt er das eine oder andere Mal seine Einstellung durchblitzen. Er wäre aber kein Meister, wenn sich das nicht nahtlos in den Roman einweben ließe.
So machen wir uns, gemeinsam mit der Detektivin Gibney, auf um dem Unmenschlichem auf den Leib zu rücken. Bevor das Unmenschliche uns zu Leibe rückt. Oder … äh … den Figuren im Roman.
Sie wissen schon.
Angaben
Stephen King
Holly
Heyne Verlag / 640 Seiten
€ 29,50 (Gebunden)
ISBN 9783453274334
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